Backpacker-Reiseapotheke: Was muss unbedingt mit? Was kann Zuhause bleiben?

Was genau als Backpacker in Deine Reiseapotheke gehört, hat viel damit zu tun, in welchen Teil der Erde Du reist und wie Du Deinen Aufenthalt dort gestalten möchtest. Nur in den Tropen musst Du beispielsweise über Malaria und Dengue-Fieber nachdenken und nur abseits der Zivilisation solltest Du ein Mittel im Gepäck haben, das keimfreies Trinkwasser garantiert.
Dieser Artikel möchte Dir bei der Ausstattung Deiner individuellen Reiseapotheke behilflich sein und Dir Tipps an die Hand geben, damit Du gar nicht erst krank wirst. Außerdem soll er einen Überblick darüber verschaffen, welche Medikamente absolut notwendig sind und auf welche Du getrost verzichten kannst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Medikamente gegen Reiseübelkeit
- 2. Medikamente gegen Durchfall
- 3. Medikamente gegen Schmerzen und Fieber
- 4. Alles Notwendige für die Wundversorgung
- 5. Was zum Schutz Deiner Haut unverzichtbar ist
- 6. Tropen: Schutz vor Malaria & Dengue-Fieber
- 7. Optional: Was nicht in jede Reiseapotheke muss
- 8. Fazit: Backpacker-Reiseapotheke ist individuell verschieden
1. Medikamente gegen Reiseübelkeit
Wer bereits weiß, dass er unter der Reisekrankheit leidet, kann vorbeugend oder zur Linderung akuter Symptome ein entsprechendes Mittel in seine Reiseapotheke packen. Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sind auf Reisen mehr als unangenehm und schmälern die Reisefreude merklich.
Für Flüge, lange Fahrten, kurvige Bergstrecken und schaukelnde Bootsfahrten stehen Reisetabletten mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat oder Vomacur zur Auswahl.
2. Medikamente gegen Durchfall
Die häufigste Reisekrankheit ist Durchfall. Plötzliche Ernährungsumstellung, mangelnde Hygiene und verdorbene Lebensmittel sind hierfür die Hauptursachen. Gerade auf Reisen durch Afrika, Asien und Lateinamerika gehört ein wirkungsvolles Mittel gegen Durchfall in jede Reiseapotheke.
Bist Du an einem festen Ort bzw. ist eine Toilette in erreichbarer Nähe, kannst Du auf die Einnahme eines Medikaments verzichten und einfach so lange abwarten, bis der Durchfall überstanden ist.
Durchfall ist ein Zeichen dafür, dass Dein Körper unerwünschte Bakterien aktiv bekämpft und so schnell wie möglich ausscheiden möchte. Nur wenn Du beispielsweise eine lange Busfahrt vor Dir hast, empfiehlt sich die Einnahme eines Medikaments als Retter in der Not.
Folgende Medikamente lindern die Symptome und bringen Deine Darmflora wieder ins Gleichgewicht:
- Bei akuter Symptomatik haben sich Imodium akut, Lopedium akut, Loperamid und Tannacomp als wirkungsvoll erwiesen
- Kohletabletten sollen Flüssigkeit binden und den Stuhlgang verfestigen
- Eine Elektrolytlösung gleicht den Wasser- und Elektrolytverlust bei Durchfall aus
Reisetipps: Nicht jede Speise muss probiert und nicht alles muss aus Höflichkeit aufgegessen werden. Iss an Orten mit geringen Hygienestandards immer nur Dinge, die gebraten, gekocht oder geschält wurden und trink kein Leitungswasser.
Stellst Du bereits während des Essens fest, dass etwas nicht gut riecht oder sich Dein Körper schon beim Essen dagegen sträubt, dann hör auf ihn. Denn oft bezahlen Reisende ihre Höflichkeit mit Ekel und Tagen auf der Toilette.
3. Medikamente gegen Schmerzen und Fieber
Kopfschmerzen, Zahnschmerzen oder Fieber können Backpacker jederzeit und vollkommen unerwartet treffen. Deshalb gehören schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel unbedingt in jede Reiseapotheke.
- Aspirin wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und blutverdünnend (!)
- Ibuprofen wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend
- Ibuhexal wirkt fiebersenkend
- Paracetamol wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und lindert Erkältungssymptome
Reisetipps: Als Backpacker bist Du oft der Sonne ausgesetzt, legst große Höhenunterschiede zurück und erlebst beim Betreten von klimatisierten Gebäuden häufig extreme Temperaturschwankungen. Deshalb: Schatten suchen, viel Trinken, Zeit lassen und immer einen Pulli zum Überziehen parat haben.
Bei Reisen in die Tropen solltest Du auf Aspirin besser verzichten. Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) weist darauf hin, dass der enthaltene Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) die Auswirkungen bestimmter tropischer Infektionskrankheiten noch verschlimmern könnte.
4. Alles Notwendige für die Wundversorgung
Kleine und größere Wunden solltest Du zu jeder Zeit eigenständig versorgen können. Der Handel bietet gut sortierte Reisesets, die alles für eine Erstversorgung Notwendige bereithalten. In jede Reiseapotheke gehören:
- Pflaster, Sprühpflaster und Blasenpflaster (verschiedene Größen, evtl. wasserabweisend)
- Wundkompressen (steril und atmungsaktiv)
- Mullbinden und Verbandsklammern
- Wunddesinfektion, zum Beispiel Octenisept-Spray oder Wundreinigungstücher
- Wund- und Heilsalbe, zum Beispiel Bepanthen (angenehm bei Schürfwunden)
- Betaisodona-Salbe, sollte sich die Wunde doch einmal entzünden (Vorsicht: färbt!)
- Pinzette und Nähnadel, um Splitter und Spreißel zu entfernen
- Schere
- Einmalhandschuhe
Reisetipps: Insbesondere in den Tropen können sich scheinbar harmlose Verletzungen schnell entzünden und auch die Wundheilung ist deutlich erschwert. Deshalb sollten Betroffene immer auf eine gründliche und hygienische Wundversorgung achten.
Auf Flugreisen solltest Du Deine Schere nicht im Handgepäck unterbringen, sie wird Dir sonst abgenommen. Vermeintlich gefährliche Gegenstände gehören immer in den Koffer.
5. Was zum Schutz Deiner Haut unverzichtbar ist
Auch ein adäquater Sonnenschutz ist für Backpacker unerlässlich. Im Ausland ist er oft schlecht zu bekommen und zumeist sehr teuer, sodass sich eine Mitnahme von Zuhause absolut lohnt.
Sonnenschutz – egal in welcher Form – muss einen hohen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 – besser 50 – aufweisen. Sollte Deine Haut doch einmal zu viel Sonne abbekommen haben, hilft Pantenol-Spray.
Auch ein Mittel gegen juckende Mückenstiche – zum Beispiel Fenistil-Gel – kann mit ins Gepäck.
Reisetipp: Orientiere Dich beim Mückenschutz an den Einheimischen. Sie wissen am besten, wie man sich gegen die lästigen Plagegeister zur Wehr setzt. Achte beim Kauf auf natürliche Mittel mit Kokos- oder Zitronengrasöl.
6. Tropen: Schutz vor Malaria & Dengue-Fieber
Bei Reisen in die Tropen heißt die Devise: Je weniger Stiche, desto besser. Eine entsprechende, nicht zu dünne und zu eng anliegend Kleidung, ist daher besonders wichtig. Es wird zu langärmligen Shirts, langen Hosen und heller Kleidung geraten.
In Malaria- und Dengue-Gebieten werden – trotz Nebenwirkungen – Mittel mit dem Wirkstoff DEET empfohlen. Sie haben sich im Kampf gegen Mücken als besonders effektiv erwiesen. Der Wirkstoff ist in Produkten wie Anti-Brumm-Forte oder NOBITE enthalten.
Je nach Reisezeit bietet ein für die Tropen geeignetes Moskitonetz sicheren Schutz. Du hörst nachts das süßliche Summen der Stechmücken und kannst Dich ganz entspannt umdrehen und weiterschlafen. Wichtig: Die Aufhängung (Klebehaken, Tape…) nicht vergessen.
Ob Du eine Prophylaxe mit Malarone oder Lariam in Erwägung ziehen solltest, entscheidest Du am besten nach Absprache mit Deinem Hausarzt. In der Regel reicht es aus, ein Medikament für den Notfall dabei zu haben (inkl. Beipackzettel!). Auch Tropenmediziner geben über diese Thematik gerne Auskunft.
7. Optional: Was nicht in jede Reiseapotheke muss
Beim Backpacking gilt es, Gewicht zu sparen. Dies gilt auch für die Notfallapotheke. Die Vorschläge dieses Artikels sind nicht als offizielle Packliste gedacht. Was in den Rucksack soll und was nicht, entscheidet jeder Backpacker nach seinem individuellen Gesundheitszustand und seinem eigenen Ermessen.
Dennoch kannst Du beim Packen über die Vervollständigung Deiner Reiseapotheke mit den folgenden Medikamenten bzw. Gegenständen nachdenken. So gehören verschreibungspflichtige Medikamente, die Du regelmäßig einnehmen musst (Blutdrucksenker, Antibabypille, Diabetes-Medikamente), auf jeden Fall ins Reisegepäck.
- Ein Fieberthermometer kann in Gebieten mit erhöhtem Malariarisiko im Ernstfall gute Dienste erweisen. Keinesfalls sollte es aus Glas sein und Quecksilber enthalten.
- Reist Du in ein Land mit unzureichender Hygiene, empfiehlt sich, die Reiseapotheke mit einer sterilen Spritze, zwei Kanülen und einem Breitbandantibiotikum bzw. einem Antihistaminikum auszustatten.
- Ob Du Erkältungsmittel wie Hustensaft, Nasenspray oder Medikamente gegen Halsschmerzen einpacken möchtest, bleibt Dir überlassen.
- Wer häufig unter Lippenherpes leidet, ist mit Aciclostad gut beraten.
- Kontaktlinsenträger sollten über Monatslinsen nachdenken und genügend Reinigungsflüssigkeit einpacken.
- Wer vorhat, einen Tauchgang zu machen oder sich viel im Wasser aufzuhalten, kann die Mitnahme von Ohrentropfen in Erwägung ziehen.
- Hydrocortison ist zur Behandlung von Juckreiz, Hautrötungen und Sonnenbrand besonders effektiv. Es ist in Form von Salben und Sprays erhältlich.
- Nicht jeder ist davon überzeugt, immer ein Desinfektionsmittel griffbereit haben zu müssen. Wer sich damit wohler fühlt, macht es zum Teil seiner Reiseapotheke.
- Je nach Reiseland sind bei längeren Touren abseits der Städte Chlortabletten zur Trinkwasseraufbereitung unverzichtbar, zum Beispiel Micropur.
- Nervende Zimmernachbarn werden mit Ohrstöpseln gleich sehr viel erträglicher.
- Wer Land und Leute intensiv kennenlernen möchte, ist mit Kondomen im Reisegepäck sehr gut beraten.
Reisetipps: Achte auf ausreichenden Impf- und Krankenversicherungsschutz. Medikamente sollten immer trocken und wasserdicht gelagert werden, vor dem Einpacken solltest Du auch einen Blick auf das Verfallsdatum werfen.
Behalte notwendige Medikamente immer bei Dir und habe so viel Vorrat dabei, dass Du bis zur Heimreise versorgt bist – auch wenn sich diese unerwartet verzögern sollte oder Du Deine Reise verlängerst. Ziehe dabei Tabletten Flüssigkeiten vor, Zäpfchen sind für warme Länder denkbar ungeeignet.
8. Fazit: Backpacker-Reiseapotheke ist individuell verschieden
Wie Du Deine Reiseapotheke ausstattest, richtet sich nach Reiseziel und Deinem persönlichen Gesundheitszustand. Eine Reise durch die Hauptstädte Europas setzt eine andere medizinische Ausstattung voraus als ein Trip durch Afrika. Bei Vorerkrankungen und Reisen in exotische Länder ist Dein Hausarzt stets der richtige Ansprechpartner.
Gut und zweckmäßig ausgerüstet, bietet Dir eine Reiseapotheke ein großes Maß an Sicherheit und Sorgenfreiheit. Denn im Notfall erspart sie Dir viel Zeit, Geld und Nerven. Dabei gilt immer: Wenn es Dir nach ein paar Tagen nicht besser geht, suche unbedingt einen Arzt auf.